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16 Februar 2021

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Interview mit Yoga-Unternehmerin Anna Gerhardt

Der Yoga Pool in Hamburg ist ein Yoga-Unternehmen, das sich ganz dem Medical Yoga verschieben hat und Business-Kunden sowie Einzelkunden betreut. Heute ist Anna Gerhardt, die Gründerin von Yoga Pool, bei mir im Interview. 

Mein Gespräch mit Anna von Yoga Pool

Wir sprechen darüber, inwieweit die Corona-Pandemie mit Lockdowns, AHA-Regeln und Kontaktbeschränkungen das Yoga-Business verändert hat und wie Yoga geplagten Arbeitnehmern helfen kann.

Hi, Anna, du bist ja die Inhaberin von Yoga Pool und ausgebildete Trainerin. Seit wann machst du denn überhaupt Yoga?

Yoga mache ich gefühlt schon mein halbes Leben lang. Ich habe Mitte der 90er-Jahre angefangen. Zu der Zeit war ich bereits sehr sportbegeistert und bei Yoga bin ich eben kleben geblieben.
Mich hat Yoga von Anfang an über das Körperliche hinaus fasziniert und ich habe schnell gemerkt, dass es eine Menge mit einem macht und einem hilft, näher zu sich selbst zu kommen und herauszufinden, was man vielleicht in seinem Leben will und was man nicht will.

Anna bei einer Übung

Yoga hat dann auch dazu geführt, dass ich meine wenig geliebte Rechtsanwaltstätigkeit niedergelegt habe und nach Afrika ausgewandert bin. In Uganda habe ich 2009 meine Yogalehrer-Ausbildung gemacht und danach in Kapstadt, Südafrika, angefangen zu unterrichten.

Was genau sind deine Schwerpunkte und was macht denn das Medical Yoga so genau aus?

Da die anatomischen Aspekte bei meiner Ausbildung etwas zu kurz gekommen waren, habe ich Medical Yoga ins Auge gefasst. Zurück in Deutschland habe ich mich in Berlin bei Lilla Wuttig zur Yoga-Therapeutin ausbilden lassen. Ergänzend dann noch eine Ausbildung in der Spiraldynamik, dem neuesten Bereich der Bewegungstherapie.
Beruflich hat man als Yogalehrer eine große Verantwortung und den Auftrag seinen Schülern alles richtig beizubringen. Alles soll gut tun und keine Schmerzen verursachen. Und das ist es letztlich, was mich zum Medical Yoga als Schwerpunkt in meinem Arbeitsalltag geführt hat.
Ein Teil meiner Arbeit ist Firmen-Yoga und ich unterrichte zusammen mit meinen Mitarbeitern in vielen großen Unternehmen.
Beim Firmen-Yoga geht es mir darum meinen Kunden, die den ganzen Tag in sitzender Haltung verbracht haben, wieder auf Länge zu bringen. Das geht nicht mit ein bisschen Larifari-Yoga, sondern es braucht konkrete Konzepte, wie du Schreibtischtäter, bei denen entsprechende Muskelgruppen verkürzt sind, wieder in die Balance bringst.
Ich sage dazu auch gerne, dass die Menschen, die viel am Schreibtisch sitzen, den ganzen Tag nur in ihrem Kopf und nie im Körper sind. Und daher ist Medical Yoga perfekt.

Eines dieser Unternehmen ist TUI Cruises. Was machst du denn da genau mit Yoga Pool?

Überwiegend arbeite ich mit den Mitarbeitern von TUI Cruises und bald auch auf den Kreuzfahrtschiffen. Ich habe aber mit Yoga Pool bereits Konzepte entwickelt, die Themen wie Yoga und Ernährung aufs Schiff bringen und quasi in ein Kreuzfahrt-Yoga-Event münden. Wenn alles nach Plan läuft, startet das noch in diesem Jahr.

Das Team von Yoga Pool

Toi, toi, toi, wünsche ich euch! Aber sag mal, durch die inzwischen schon recht lange andauernde Corona-Pandemie hat sich ganz schön was verändert in Deutschland, wie wirkt sich das bei Yoga Pool denn aus?

Natürlich hat sich durch Corona und die Lockdowns eine Menge bei uns verändert. Als Yoga-Lehrer sind wir direkt von einem Berufsverbot betroffen. Wir dürfen keinen Live-Unterricht geben, auch keinen Einzelunterricht. Das betrifft zum Beispiel auch die wichtigen Atemübungen.
Ich habe ja schon erwähnt, dass ich TUI Cruises als Großkunden habe. Die Budgets für das Firmen-Yoga sind gestrichen oder geparkt, sodass ich unfassbare Umsatzrückgänge hatte.

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Kompensiert habe ich das teilweise durch Online-Yoga. Als die Corona-Pandemie losging, habe ich auf Online-Yoga bzw. Remote-Yoga umgestellt. Das wurde sehr gut angenommen, insbesondere von den Schülern bzw. Kunden, die ich vorher schon lange live trainiert hatte.

Wie funktioniert Online-Yoga? Was machst du da genau? Immerhin fehlt doch der direkte Kontakt zu den Schülern.

Die Online-Formate haben überraschenderweise viele interessante Vorteile:
Erstens hast du keine Wegstrecken mehr, weder als Lehrer noch als Schüler. Wo du bist, kannst du Yoga machen. Ausreden finden für Schüler wird schwieriger.
Zweitens wird durch das Online-Format der ganze Neid- und Vergleichsaspekt von der Matte geholt. Denn beim Yoga ist es oft so, dass zum Mattennachbar geschielt wird. Warum kann er das viel besser? Wieso kann ich das nicht?
Und dieses ganze Vergleichen ist genau das, was wir beim Yoga versuchen aus dem System zu kriegen. Unser Ziel ist es, uns auf uns selber zu besinnen. Es fällt alles leichter, wenn man ganz und nur bei sich ist auf der Matte.
Drittens kommt Online-Yoga dem Einzelunterricht sehr nahe. Es gibt nur dich und den Lehrer (am Computer). Online-Yoga ist insgesamt eine tolle Ergänzung und sicherlich nicht mehr wegzudenken in Zukunft.
Viertens ist der Riesenvorteil natürlich, dass so viele mitmachen können. Die Lehrqualität leider nämlich nicht darunter, weil man ja sowieso nicht korrigieren kann.
Bei einem Live-Unterricht strebe ich immer Gruppen von etwa sechs Schülern an, da es sonst zu unübersichtlich wird. Im Online-Format kann der Lehrer sowieso nicht auf alle gucken, daher können da auch 100 Leute mitmachen.
Fünftens ist Online-Yoga für den Schüler kostenmäßig günstiger. Ich als Lehrerin kann die Kosten ja auf eine größere Gruppe umlegen.
Und sechstens eröffnet es einfach mehr Menschen den Weg auf die Matte. Du kannst dir auch mal Lehrer aus aller Welt angucken. Du hast eine viel größere Auswahl und viel mehr Flexibilität – nicht nur zeitlich gesehen.

Aber es gibt doch sicherlich auch Nachteile, oder?

Natürlich gibt aber auch ein paar Schattenseiten, aber deutlich weniger:
Zum einen ist es viel schwerer eine persönliche Beziehung aufzubauen.
Zum anderen kann man nicht so gut korrigierend eingreifen, weil man ja nicht Hand anlegen kann. Das habe ich ja bereits beschrieben.
Aber unterm Strich ist alles viel flexibler im Online-Yoga. Und letztlich zählt es im Yoga, dass man es so oft wie möglich auf die Matte schafft. Corona kann also aktuell dazu beitragen, dass mehr Menschen diesen Weg finden. Ängste und Hürden sind durch Online-Formate ja erst einmal aus dem Weg geräumt.

Einzelunterricht im Studio

Erklär das doch mit den Kameras genauer! 

In der Regel findet Online-Yoga als Zoom-Konferenz statt. Der Lehrer eröffnet als Host das Meeting und turnt dann – anders als im Live-Unterricht – alles vor und erklärt dabei möglichst detailliert auch die Abfolgen, sodass der Schüler sich auch auf die Stimme verlassen kann und nicht immer auf den Bildschirm starren muss.

War das technisch eine Herausforderung oder ging das gut von Anfang an?

Es ging, denn Zoom-Konferenzen einzurichten beispielsweise ist ja wirklich kein Hexenwerk. Herausfordernder war es allerdings in der ersten Zeit des Lockdowns eine geeignete Kamera und einen WLAN-Verstärker zu bekommen. Ich habe glücklicherweise mein eigenes Yoga-Studio zuhause, dort aber zu Anfang sehr mäßigen WLAN-Empfang.

Ich stell jetzt mal eine Suggestivfrage: Sind Online-Formate für Unternehmen nicht besonders empfehlenswert momentan?

Haha, aus Unternehmenssicht sind Online-Yoga-Formate natürlich Gold wert. Ich bekomme deutlich mit, wie schwer es Unternehmen fällt die Firmenkultur und das soziale Miteinander der Mitarbeiter weiter in Gang zu halten, ohne das alles zerfleddert.
Mitarbeiter kommen eben nicht mehr „mal eben“ zusammen am Kopierer, am Drucker, beim Kaffee, sondern alles muss initiiert werden. Die spontane Interaktion mit den Kollegen ist ja auch Teil der Identifikation und Kultur.
Yoga kann hier helfen alle (oder zumindest viele) regelmäßig zusammenzubringen und den Zusammenhalt zu fördern. 
Ich starte zum Beispiel jedes Online-Format 10 Minuten früher, damit es Raum gibt für die spontane Interaktion untereinander.

Jetzt kommt der für die Leser vermutlich interessanteste Part: Bekommst du mit oder merkst du, dass viele deiner Kunden vermehrt gesundheitliche Probleme haben durch das zuhause arbeiten?

Das ist sehr, sehr spannend. Wir waren ja alle mit denselben Problemen konfrontiert und ich konnte beobachten, dass die resultierenden Gefühlsschwankungen ziemlich einheitlich waren.
Die Menschen zum Beispiel, mit denen ich zu tun hatte, waren erst eine Zeit lang sehr motiviert, dann ging es bergab. Kurz darauf hatte man wieder Kraft kreative Lösungen zu finden und dann plötzlich wieder frustriert. Wie Wellenbewegungen, die allerdings recht synchron abliefen. Das fand ich soziologisch sehr spannend.
Viele haben sich am Riemen gerissen, haben Yoga gemacht, waren viel an der frischen Luft und viel spazieren. Bei anderen hingegen hat das gar nicht geklappt und es ging eher in Richtung Couchpotato.

Und was ist mit der Psyche?

Grundsätzlich habe ich den Eindruck, dass die Psyche betroffener ist als der Körper. Bei den Menschen wird der Frust allmählich groß ist und auch die Sehnsucht nach Normalität.
Yoga hilft da wie verrückt. Ich bin zum Beispiel gut durch die ganze Pandemie gekommen, körperlich und auch psychisch. Und dadurch ist es mir gelungen den Schülern in den Yoga-Sessions neue Kraft abzugeben.

Du hast mal das Konzept des Raumes erwähnt, fällt mir in dem Zusammenhang ein. Spielt das hier eine Rolle?

Ganz klar, ja. Wichtig für das Yoga ist es, dass wir uns einen Raum für uns schaffen. Damit meine ich nicht ein Zimmer mit vier Wänden, sondern ich meine einen inneren Raum. Oder die vier Ecken deiner Yogamatte.

Yoga Pool im Internet

Besuche auch gerne einmal Annas Website! 

www.yogapool.net

Wenn wir uns in unserem Körper anatomisch korrekt auf der Matte einrichten, Übungen machen und alle unsere Sinne aus dem Außen – also von Corona oder vom Home-Office – abziehen und in diesen sicheren inneren Raum gehen, dann geht es uns viel besser in dieser Krise. Yoga schafft einen stabilen, inneren Raum, sowohl in der Psyche als auch im eigenen Körper. Diese Stabilität brauchen wir. Gerade im Moment.

Vielen Dank, Anna, für deine Zeit und das Gespräch.
Und viel Erfolg mit Yoga Pool auch in 2021!


Das ist doch ein schönes Schlusswort. Ich finde das Bild des sicheren inneren Raumes unglaublich stark und hilfreich. Es hilft zu verstehen, warum Yoga so eine gute Wahl ist, wenn man Leid geplagt von der Corona-Pandemie im Home-Office sitzt.


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Alle genannten Bücher im Überblick

Im Folgenden findest du eine Einführung in das Konzept des Medical Yoga. Ausführlichere Infos zu den Inhalten gibts wie immer bei Amazon.

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Über den Autor

Patrick

Hi, mein Name ist Patrick! Wie bei vielen anderen auch hat sich bei mir in den letzten Jahren ein deutlicher Schwenk in Richtung Home-Office ergeben. Die Arbeit zuhause ist salonfähig geworden, bietet aber auch Tücken und Fallstricke. Auf BüroNinja geht es deshalb darum, wie du zuhause im Home-Office am besten klarkommen kannst und wie du deine Arbeit leichter, effizienter, gesünder und ausgeglichener gestalten kannst. Viel Spaß!

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