Fokus Unternehmensbindung: Während sich die Unternehmen und die Politik mit dem Thema befasst, ob Remote Work auch zukünftig ein elementarer Bestandteil neuer Arbeitsmodelle sein soll, fragen sich andere bereits, ob die Unternehmensbindung durch zu viel Remote Work leidet. Das ist wirklich eine spannende Frage, mit der ich mich in diesem Artikel beschäftigen möchte.
Was ist Unternehmensbindung?
Als Unternehmensbindung oder auch Arbeitgeberbindung versteht man die Bindung der Mitarbeiter zu ihrem Arbeitgeber – also zu ihrem Unternehmen.
Aus diesem Grund versuchen viele Unternehmen eine Unternehmenskultur aufzubauen, die die Identifikation mit dem Arbeitgeber, für den man tätig ist, stärkt. Manchmal spricht man in diesem Zusammenhang tatsächlich auch von Unternehmensstolz.
Ich schätze, das ist plausibel und schnell nachvollziehbar, wenn jemand für ein großes und global operierendes Unternehmen arbeitet – zum Beispiel Google, BMW oder Adidas. Aber natürlich gilt dieses Prinzip auch für kleinere und mittelgroße Unternehmen.
Einen Großteil der Bindung zum Arbeitgeber verursachen auch die Kollegen, mit denen man zusammenarbeitet. Besonders für junge Menschen und Berufseinsteiger oder -neulinge sind die Kollegen ein wichtiges Bindeglied.
Oft hören wir auch in dem Zusammenhang den Begriff „Familie“, wenn über die Mitarbeiter eines Unternehmens mit einer intakten Kultur und einer hohen Mitarbeiteridentifikation gesprochen wird.
Warum ist Unternehmensbindung wichtig?
Die Unternehmensbindung – benutzen wir hier besser den Begriff der Arbeitgeberbindung – sorgt letztlich dafür, dass Arbeitgeber ihrem Unternehmen die Treue halten, mit ihm ihre Zukunft planen und dort ihre Karrierepfade bzw. Entwicklungsmöglichkeiten sehen.
Als Folge dessen sind sie wenig wechselwillig und oft immun gegen Angebote anderer Unternehmen oder sogar schon gegenüber ersten Gedankenspielen.
Im Klartext:
Wer glücklich und zufrieden ist bei seiner Arbeit und bei seinem Arbeitgeber und sich mit dem Unternehmen hochgradig identifiziert, ist nicht wechselwillig. Warum den Job wechseln, wenn ich das Unternehmen mag und schätze, die Atmosphäre und den Zusammenhalt unter den Kollegen.
Wie wird die Unternehmensbindung durch Remote Work beeinflusst?
Genau hier grätscht jetzt blöderweise die notgedrungene Hinwendung und Positiverfahrung mit Home-Office und Remote Work rein. Denn während die Unternehmen, die Mitarbeiter und die Gesellschaft versuchen damit klarzukommen, wie Home-Office und Remote Work überhaupt zu stemmen sind und die Arbeitsabläufe mitsamt aller Tools, Freiheiten und Herausforderungen in den Griff zu kriegen, hat sich recht unbemerkt ein neuer Trend bemerkbar gemacht.
Das Team hat einen hohen Stellenwert in punkto Unternehmensbindung
Studien zeigen nämlich nun, dass durch die langwierige Remote-Arbeit zwar keine Einbüßen in punkto Effektivität zu verzeichnen sind, aber die Bindung zum Unternehmen schwindet. Wenn ich tagaus, tagein alleine zuhause im Home-Office sitze, dann verblasst die Verbindung zum Unternehmen und auch zu den Kollegen.
Alles Zwischenmenschliche wie die spontanen Treffen in den Kaffeeküchen, die gemeinsamen Kantinenbesuche, der Plausch auf der Rauchertreppe, gemeinsame Fahrten zu Geschäftsterminen, Firmenfeiern wie Sommerfeste und Weihnachtsfeste sind nicht mehr da. Und mit ihnen? – Ein wichtiger Baustein für den Aufbau und Erhalt von Kultur und Identifikation.
Arbeitnehmer sind wechselwilliger als vor der Pandemie. Man hätte eigentlich erwartet, dass gerade in diesen unsicheren Pandemiezeiten kein Mitarbeiter freiwillig ein Unternehmen verlässt, um woanders anzuheuern. Aber genau das zeigen erste Studien.
Etwas salopp formuliert kann man also ableiten, dass es Arbeitnehmern völlig egal ist, für wen oder mit wem sie arbeiten. Sie sitzen eh zuhause und arbeiten remote. Kultur und Identifikation gibts ja eh nur ein kleinen Dosen.
Und vom Prinzip her lassen die Rahmenbedingungen heimischer Arbeitsplatz plus Videocalls ja auch gar kein so breites Spektrum an Möglichkeiten.
Wie gehts es denn nun weiter mit Unternehmensbindung und Remote Work?
Auch diese Frage ist mal wirklich wieder eine sehr spannende. Am Anfang und mit zunehmenden Erfahrungen mit der Pandemie und dem Zuhause-arbeiten müssen, sind wir alle davon ausgegangen, dass sich die Arbeitswelt nachhaltig verändern wird. Soweit richtig.
Wir sind aber eher davon ausgegangen, dass es einen sehr starken Schwenk in den Unternehmen zu offenen und hybriden Arbeitsmodellen geben würde. Arbeit im Home-Office sollte quasi Bestandteil dieser Modelle werden und eine Abkehr von klassischen Bild der Arbeit im Büro wurde erwartet.
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Was sehen wir aber stattdessen jetzt? Wir sehen Arbeitnehmer, die sich nach der Arbeit im Büro zurücksehnen, die keinen „Bock“ mehr haben auf ihr Home-Office. Und wir sehen, dass sich Arbeitnehmer auf ihre Kollegen freuen und wieder ihre Arbeitswelt physisch aufzusuchen und nicht nur in 2D per Videocall. Quasi einen "Ruf nach Unternehmensbindung".
Meine Meinung
Ich persönlich schätze, dass sich die Wechselwilligkeit wieder auf ein normales Maß einpendeln wird und dass die Remote-Arbeit insgesamt stark zurückgehen wird. Sie wird nicht aus unseren Arbeitsmodellen verschwinden, aber nicht den gehypten Status bekommen, den wir zu frühen Zeiten der Pandemie im Sinn hatten.
Höre doch dazu auch gerne mal in den Podcast rein, den ich mit den Jungs von Digital ist das neue Normal aufgenommen habe vor einigen Monaten.
Anderer Meinung? Spannende Artikel dazu irgendwo gesehen? Dann schreibt mir gerne eure persönliche Meinung in den Kommentar zu diesem Artikel. Dankeschön.
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