Die mentale Belastung im Home-Office steigt, weil viel stärker in den Fokus rückt, wie viele verschiedenartige Aufgaben bewältigt, gemerkt, priorisiert werden müssen. Das hat eine völlig neue Dimension bekommen, über die wir einmal nachdenken sollten.
Was ist Mental Load überhaupt?
Als Mental Load wird prinzipiell die Verantwortung für einen Gesamtprozess bezeichnet. Vorrangig geht es dabei um die Belastung, die sich hinter dem Organisieren von zahlreichen Einzelaufgaben verbirgt.
Bekannt wurde der Begriff Mental Load insbesondere bei Müttern und umfasst dort die alltägliche mentale Belastung, die durch die Gesamtverantwortung für Haushalt und Familie entsteht (Achtung, Rollenklischee).
Durch die Arbeit im Home-Office kommt Mental Load eine neue Bedeutungsebene zu, da zum einen die Anforderungen an die Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben (auch Work-Family-Balance genannt: siehe dazu auch Kapitel 4 in Überleben im Home-Office) gestiegen sind und zum anderen Väter genauso wie Mütter betroffen sind.
Care-Arbeit: Frauen in der Hauptverantwortung
Von der Belastung durch Mental Load waren und sind immer noch insbesondere Frauen betroffen. Frauen sind in vielerlei Hinsicht verantwortlich für das Wohlergehen der gesamten Familie. Auch wenn es hier sehr nach einem Klischee klingt, ist es aber im Durchschnitt immer noch ein Fakt.
Meistens sind es die Mütter, die im Kontakt zu den Erzieherinnen im Kindergarten und den Lehrerinnen der Kinder stehen. Mütter versuchen den Überblick zu behalten, über die unterschiedlichen Termine und die Freizeitgestaltung der Kinder. Sie bewältigen den Großteil der anfallenden Tätigkeiten zu Hause.
Diese Care-Arbeit, die überwiegend von Frauen übernommen wird, stellt an sich schon einen enormen Arbeitsaufwand dar, der einer beruflichen Tätigkeit in Vollzeit mindestens entspricht.
Heutzutage sind viele Mütter zusätzlich noch berufstätig. Dies führt viele Frauen an die Grenzen der körperlichen und seelischen Belastbarkeit, da eine gerechte Umverteilung der anfallenden Aufgaben im Haushalt oft nicht angemessen stattfindet.
Mütter (und Väter) im Home-Office
Mütter, die im Home-Office arbeiten, stehen vor der täglichen Herausforderung, die Büroarbeit und das Familienleben so zu koordinieren, dass beides miteinander im Einklang ist.
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bekommt in dieser Situation nochmal eine völlig neue Bedeutung. Neben der Erledigung der täglich anfallenden Aufgaben, sind Frauen in viele Denkprozesse mental eingebunden, die sich hinter dem jeweiligen Tätigkeitsbereich verbergen.
So schlimm ist Mental Load nicht immer
Die Frage danach, was erledigt werden muss, bringt weitere Fragen mit sich. Beispielsweise, wann die Erledigung stattfindet, durch wen und ob etwas anderes dafür verschoben werden muss. Der eigene Arbeitstag muss inmitten des Familienlebens organisiert und strukturiert werden.
In der jetzigen Situation müssen die Kinder parallel zur Tätigkeit im Homeoffice beim Homeschooling betreut werden. Die Kinder wollen versorgt werden und brauchen Begleitung bei den Hausaufgaben.
Zur Organisation der Abläufe im Familienleben bedarf es einer besonderen Planung und Fähigkeit, Mental Load sinnvoll zu verteilen.
Gemeinsame Verantwortung für das Gesamtkonzept Familie
Frauen fühlen sich trotz Aufweichung der Rollenklischees immer noch stark (oder stärker) in der Verantwortung für ein funktionierendes Familienleben. Dabei füllen Sie die unterschiedlichen Rollenbilder gleichzeitig aus: Frau, Mutter, Ehefrau, Businessfrau, Freundin usw.
Bei der Verteilung von Mental Load hilft eine gemeinsame Strategie, in der sich Eltern gegenseitig in ihren Aufgaben entlasten und unterstützen. Unabhängig davon, ob gleichgeschlechtlich oder nicht.
Dazu gehört in erster Linie eine gute Kommunikation miteinander. Es ist wichtig, sich dem Partner mit dem Gefühl einer Überlastungssituation mitteilen zu können. Nur so können gemeinsam Lösungsstrategien gefunden werden.
Wenn Eltern gut miteinander kommunizieren und den Alltag gemeinsam strukturieren, kann den Kindern gegenüber besser kommuniziert werden, wie die Familie eine Situation lösungsorientiert bewältigen kann.
Arbeitszeit & Familienzeit stärker trennen
Folgende einfache Ansätze können helfen, den Mental Load gerechter zu verteilen und sogar einzudämmen:
Tipp 1
Es können Zeiten in den Tagesablauf integriert werden, in denen der andere Elternteil als Ansprechpartner für die Kinder zuverlässig zur Verfügung steht.
Tipp 2
Mütter im Home-Office benötigen mehrere Stunden, in denen sie sich voll und ganz auf die Arbeit konzentrieren können.
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Tipp 3
Die Mittagspause kann der Familienzeit vorbehalten sein. Es kann z.B. gemeinsam eine Mahlzeit zubereitet werden.
Tipp 4
Wichtig ist es auch im Home-Office ausreichend Zeit an der frischen Luft in den Tagesablauf zu integrieren. Hierbei finden alle Entspannung und Inspiration durch das Zusammensein in der freien Natur.
Kleines Fazit
Obwohl der Begriff Mental Load stark mit dem antiquierten Rollenbild der Frau verknüpft zu sein scheint, gewinnt er durch die neue und ungewohnte Belastung durch Home-Office-Arbeit für ganze Familien wieder enorm an Bedeutung.
Vom Prinzip her sind die Lösungsansätze nicht anders als früher, es stehen aber mehr Spieler auf dem Spielfeld, sodass die Last besser verteilt werden kann.
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